Conflict Desert Storm [Xbox]


  • Titel: Conflict Desert Storm
    Genre: Third-Person-Shooter/Taktik
    Release: 13.09.2002
    Version: Dt. Version (uncut)
    Xbox Live: Nein
    Spieleranzahl: 1-4 Spieler
    16:9: Ja
    360 kompatibel: unbekannt


    Conflict Desert Storm war der Auftakt einer ganzen Reihe von Taktik-Shootern, die auf den alten Konsolen eine nicht zu verachtende Fangemeinde um sich scharen konnten, auf der aktuellen Gen dann aber mit wehenden Fahnen untergingen. Vor allem für spaßige Koop-Multiplayer-Matches waren die Spiele bekannt, konnte man doch sogar zu viert via Splitscreen die Kampagne bestreiten.

    Vier gegen Saddam

    Wahlweise als Delta Force Team oder SAS Trupp übernimmt der Spieler die Kontrolle über bis zu vier Soldaten. Die Unterschiede in den Teams liegen hierbei wirklich nur in den Namen der Soldaten sowie deren Aussehen. Frei angelehnt an die historischen Ereignisse des zweiten Golfkrieges, in dem eine internationale Koalition unter der Führung der USA gegen den Irak antritt, der Kuwait besetzt und Saudi Arabien sowie Israel angegriffen hat, nimmt der Spieler an insgesamt 15 langen Missionen teil. Da man auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad mit jeder Mission etwa eine Stunde beschäftigt ist, geht die Spielzeit schon mal voll in Ordnung. Als militärhistorisch interessierter Mensch hat mich vor allem gefreut, dass einige tatsächliche Einsätze der Spezialeinheiten ihren Weg ins Spiel gefunden haben, so zum Beispiel die Säuberung des „Scud Boulevard“, von dem aus der Irak Israel mit Raketen beschossen hat.

    In den meisten Missionen besteht euer Team aus den üblichen Stereotypen: Da wäre der Scharfschütze, der Experte für schwere Waffen, der Sprengstoffmeister und natürlich der Teamleader respektive Allarounder. Bewaffnet mit Waffen und Gerät der Zeit wird der Spieler mit den unterschiedlichsten Aufgaben vertraut. Mal gilt es, feindliche Luftabwehrstellungen zu zerstören, ein anderes Mal müssen alle feindlichen Panzer dran glauben. Mal muss der Spieler einfach nur seine Position verteidigen, mal muss er eine Basis infiltrieren und Gefangene befreien. Der letzte Punkt deutet bereits an, dass das Spiel darauf ausgelegt ist, nicht immer mit der Brechstange vorzugehen. Manchmal wäre es ratsam, den Feind unaufmerksam zu infiltrieren, leider scheitert das aber, wie bei so vielen Spielen, bei denen „Stealth“ nicht das primäre Element des Gameplays ist, an selbigem Gameplay. Zum einen macht es die Steuerung dem Spieler wirklich nicht leicht. Die Figuren bewegen sich sehr hakelig, das nicht abschaltbare Autoaiming visiert ständig Ziele an, die hinter der Grenze der Weitsicht liegen und dass die Soldaten ihre Waffen kurioser Weise nicht im Laufen abfeuern können, macht das Ganze auch nicht besser. Außerdem wird der Alarm oftmals aus völlig unbegreiflichen Gründen ausgelöst. Somit bleibt dann doch nur der Feuerkampf, aber das ist auch gar nicht schlimm. Denn besonders in den großen Außenarealen machen Feuergefechte eine Menge Spaß. Da merkt man, dass das Spiel einfach auf diesen großräumigen Feuerkampf ausgelegt ist. Und hier kommt auch die Taktikkomponente des Spiels zum tragen.

    Velociraptoren wären gute Taktiker gewesen…

    Der Spieler steuert alle Figuren seines Teams, wobei er immer einen aktiv lenkt und den anderen dabei Befehle erteilt. So kann man seine Teammitglieder vorrücken lassen oder man befiehlt ihnen schlichtweg ihre jetzige Position zu halten. Mit dem Steuerkreuz kann man bequem zwischen den Teammitgliedern wechseln. Zugegeben, die Anzahl verschiedener Befehle ist gering, doch für den Anspruch des Spiels völlig ausreichend. Im Klartext heißt das, dass sich auf Grundlage des Gameplays wirklich taktische Gefechte entwickeln (können). Frei nach der uralten Kampfkunst der Velociraptoren ist es immer noch die beste Option, die Iraker mit einem Maschinengewehr-Trupp anzulocken, während der Rest des Teams die feindlichen Schützen umgeht und ihnen in die Flanke fällt. In Orts- und Häuserkampf macht sich einmal mehr die mürrische Steuerung bemerkbar und verwandelt die meisten Gefechte in wildes Geballer. Doch auch hier lässt sich die taktische Komponente hin und wieder nutzen. So habe ich meinen Heckenschützen gerne eingesetzt, um größere Plätze oder Straßen zu überwachen, während sich mein Team von einer anderen Seite angenähert hat. Insgesamt muss man sagen, dass der taktische Anteil sicherlich nicht in die Tiefe geht, dennoch bietet Conflict Desert Storm weitaus mehr Taktik als viele andere Shooter, die sich das gerne auf die Fahne schreiben. Wer wie ein Berserker in jedes Level stürmt, wird es hier schwer haben. Die eigenen Soldaten stecken nur wenige Treffer ein und die Iraker treten meist in großer Überzahl auf. Taktik ist in Conflict Desert Storm daher ein Muss!

    Wie schon gesagt stehen dem Spieler eine ganze Reihe verschiedener Waffen und Geräte der Zeit zur Verfügung, um seine Mission zum Abschluss zu bringen. Mit Panzerfäusten geht man gegen gepanzerte Fahrzeuge und Panzer vor, Luftabwehrraketen werden gegen feindliche Helikopter eingesetzt. Barrikaden, Raketenstellungen und Radaranlagen sprengt der Sprengstoffexperte mittels C4 in die Luft. Sollte mal ein Teammitglied zu Boden gehen, kann man ihn mittels Medipack wieder flott machen. Leider haben die Entwickler viel zu viele Medipacks in den einzelnen Leveln verteilt, was den Schwierigkeitsgrad deutlich senkt. Was den Schwierigkeitsgrad wiederum anhebt, ist nebst der mürrischen Zielerfassung vor allem die Inventarsteuerung. Die Inventarführung ist leider alles andere als optimal und demonstriert ihre Schwächen vor allem dann, wenn es hektisch wird und der Spieler im Gefecht steht. Oftmals hat es mich erwischt, als ich einen Kameraden heilen wollte, einfach weil ich zu lange brauche, um durch meine Ausrüstungsgegenstände zu scrollen oder ich warf versehentlich eine Granate, statt mein Gewehr abzufeuern oder einen Sprengsatz zu legen.
    Und wer wohl ist der beste Freund der conflict’schen Inventarführung? Naaaa? Na die KI natürlich! Die Feinde in Conflict Desert Storm können ja schon nichts außer auf den Spieler zu rennen und schießen. Aber die eigenen Teammitglieder unterbieten das in jeder Hinsicht. Nicht nur, dass sie ihren eigenen Kameraden gerne mal Granaten vor die Füße werfen, sie sind auch nicht in der Lage, selbstständig die Waffen zu wechseln. Wenn der Spieler seinen Experten für schwere Waffen anwählt, um einen Panzer mittels Raketenwerfer zu zerstören und danach wieder zu einem anderen Teammitglied wechselt in dem festen Glauben, der Computer wird schon wissen, dass der Experte für schwere Waffen ein MG gegen feindliche Infanterie besitzt, der wird sich wundern. Denn plötzlich ballert besagter Soldat mit seinem Raketenwerfer auf einzelne Soldaten! Das macht vor allem deshalb so viel Sinn, weil die Raketen meist genau abgezählt sind und der Spieler, wenn er die Munition anderweitig verbrät, feindliche Panzer mühselig mit Minen oder C4 zerstören muss. Oder einfach mal gar nicht mehr loswird.

    Grafik und Sound aus dem Irak…1990

    Auf technischer Seite liegen aber wohl die größten Mängel des Spiels. Die Grafik ist nahezu detailfrei und kennt absolut keine Rundungen. Hinzu kommt, dass es grundlegend nur zwei verschiedene Level gibt: Städte und Wüsten. In den Wüsten marschiert der Spieler durch gleich aussehende Schluchten und bekommt eigentlich nichts außer einige sich wiederholende Objekte wie einzelne Büsche oder Zelte zu Gesicht. Die einzelnen Gebäude der Städte bestehen allesamt aus eckigen und unlogisch konstruierten „Tomb Raider 1-5-Gedenkgängen“, die in meist leerstehende Räume münden. Weiter verdienen Effekte wie Schüsse und Explosionen allenfalls das Attribut „unspektakulär“ und als wäre das alles nicht genug, lassen manchmal Grafikfehler ganze Teile eines Levels verschwinden. Einzig die Skins der Teammitglieder können sich sehen lassen, dafür sehen die Iraker gleich drei Stufen schlechter aus. Hier ist also noch eine Menge Luft nach oben.

    Der größte Dämpfer, im wahrsten Sinne des Wortes, ist aber der Sound. Sämtliche Effektgeräusche wie Schüsse oder Explosionen klingen sehr gedämpft und sind frei von jeglichen Bässen. Die Stimmen der Teamkameraden hören sich an, als seien die mit einem Handy aufgenommen worden (mit einem Nokia 3210, keinen IPhone!). Lediglich die Musik sowie alle Sounds, die außerhalb des Spiels stattfinden (Menüführung etc.) können sich hören lassen. Positiv überrascht haben mich all die militärischen Ausdrücke, die im Spiel verwendet werden. Da schienen tatsächlich Experten die Synchronisierung übernommen zu haben.

    Am besten zieht ihr auf dem Würfel in den Golfkrieg

    Tja, was bleibt, wenn man mein Review bis hierher gelesen hat? Grafik und Sound gehören zum Schlechtesten, was es auf dieser Konsolengeneration gibt. Darüber hinaus ist die Steuerung zu hakelig und die KI ist so clever wie fünf Meter Feldweg. Aber was soll ich sagen? Die Taktikkomponente reißt es einfach raus. Es macht riesigen Spaß, seine Soldaten auf strategischen Positionen zu verteilen und den Feind so einzukesseln oder zu überraschen. Das Kernelement des Gameplays funktioniert einfach so gut, dass es alle Mängel in den Hintergrund treten lässt. Und im Multiplayer legt das Spiel noch mal einen drauf. Mit bis zu vier Spielern kann hier die Kampagne bestritten werden. Vier Spieler heißt hier: Spielspaß mal vier! Conflict Desert Storm ist für mich persönlich eines der besten Koop-Games auf der Xbox und steht Halo in nicht viel nach. Schade aber, dass es keine anderen Modi gibt. Deathmatch wäre natürlich auch fein gewesen.

    Und zum Abschluss noch etwas, das selten vorkommt: Ich rate hier jedem, der die Wahl hat, NICHT die Xbox-Version zu kaufen. Aus mir unerklärlichen Gründen ist das Spiel auf dem Gamecube eine ganze Ecke besser. Denn die NGC-Fassung verfügt gegenüber Xbox und PS2 nicht nur über eine deutlich bessere Inventarführung, sondern auf dem Gamecube klingt auch die Soundkulisse deutlich wuchtiger. Zwar sind die Soundeffekte dieselben, doch auf dem Cube sind sie seltsamerweise nicht gedämpft wie auf der Xbox. Dieser kleine Aspekt bringt ein deutliches Atmosphäre-Plus! Daneben arbeitet die KI der Cube-Fassung anders, will heißen, sie handelt deutlich intelligenter. Sowohl die Feinde als auch die eigenen Männer agieren deutlich cleverer, suchen Deckung etc. Seltsam, aber es ist so. Also, klare Empfehlung für die Gamecube-Variante. Wer nicht die Wahl hat, braucht aber nicht zu verzagen: Auch auf der Xbox rockt Conflict Desert Storm!

    FAZIT

    Ja, der letzte Satz im letzten Abschnitt ist es eigentlich schon gewesen: Conflict Desert Storm rockt! Trotz vieler Mängel, das Spiel macht einfach Spaß. Und das ist doch die Hauptsache, oder?

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