Titel: Halo – Kampf um die Zukunft
Genre: First Person Shooter
Release: 14.03.2002
Version: Dt. Version (uncut)
Xbox Live: Nein
Spieleranzahl: 1-4 Spieler, 1-16 (Systemlink)
16:9: Nein
360 kompatibel: Ja, mit Einschränkungen (sämtliche Multiplayer-Modi liefen bei mir nicht)
Es ist schwierig, fast zehn Jahre nach Release über Halo: Kampf um die Zukunft zu schreiben; ein Spiel; welches im Jahre 2011 durch insgesamt fünf Fortsetzungen und Spin-Offs, viele Bücher und eine Anime-Filmreihe zu einem gigantischen Universum erweitert worden ist und sich nach wie vor als Microsoft stärkstes Zugpferd erweist. Längst ist der Master Chief, der in einem futuristischen Anzug die Menschheit gegen ein fieses Alienbündnis verteidigt, zum Maskottchen der Xbox geworden und längst ist seine Geschichte um die Halo-Ringe und die zombieartigen Flood-Viecher fester Bestandteil der Videospielkultur. Und ganz nebenbei ist die Halo-Serie auch eine der erfolgreichsten überhaupt.
Am Anfang war ein Strategiespiel
Bereits Anfang des Jahrtausends war Microsoft auf der Suche nach guten Spielen für dessen neue Konsole. Halo war zu jener Zeit noch als Echtzeit-Strategiespiel geplant. M$ kaufte schließlich Bungie und Halo wandelte sich vom STG-Spiel zum Thirdperson-Shooter, vom Thirdperson-Shooter schließlich zum Ego-Shooter. Ein Glück! Doch im Jahre 2003 war von all dem Trubel um Halo noch nicht viel zu spüren. Da war Halo ein Spiel unter vielen, dem die Presse zwar Potenzial einräumte, mehr aber auch nicht. Doch sollte sich der Master Chief schnell in die Herzen der Xbox-User spielen und vor allem im Multiplayer über Jahre die Lanpartys beherrschen. Ansonsten wollte Microsoft vor allem durch die schönen Außenlevels und das damals noch junge Bump Mapping, also das Erzeugen von dreidimensionaler Tiefe in Texturen, zeigen, welche Grafikpower in der schwarzen Konsole steckt.
Nicht zuletzt die parallel zu den Spielen veröffentlichten Romane beweisen, dass man großes Augenmerk auf die Geschichte legte und in der Tat präsentiert sich Halo als ein schlüssiges Universum.
Im Jahre 2552 ist die Menschheit drauf und dran, einen interstellaren Krieg gegen eine mysteriöse Allianz, bestehend aus verschiedenen Alienrassen, zu verlieren. Nach und nach werden die Kolonien der Menschen zerstört und es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die Aliens auch die Erde finden werden. Die Pillar of Autumn, ein Raumschiff der Menschen, flüchtet bei der Vernichtung des Planeten Reach und wagt einen Sprung ohne Zielkoordinaten. Die Crew landet schließlich in einer fremden Galaxie und entdeckt ein ringartiges Gebilde, welches wie ein Planet über eine Atmosphäre zu verfügen scheint. Noch ehe die Crew der Autumn unter Captain Keys weitere Überlegungen anstellen kann, wird ihr Schiff von der Allianz angegriffen, die ihnen mit einer überlegenden Flotte gefolgt ist. Der Kampf ist aussichtslos und die einzige Chance scheint darin zu bestehen, auf der Ringwelt – dem Halo – notzulanden.
Zur Story sei an dieser Stelle schon mal angemerkt, dass ich es schade finde, dass Sergeant Johnson, der im Verlauf der Reihe massiv an Bedeutung gewinnt, im Erstling eher stiefmütterlich behandelt wird. So taucht er ab und zu als einer der Marines auf, die den Spieler unterstützen, doch er kann genauso wie all die anderen sterben. Trotzdem, er besitzt das Aussehen und die Stimme des Sergeanten Johnson, den man aus Halo 2 und 3 kennt. Ob dieser „Random-Marine“ wirklich der markige Unteroffizier, der immer eine Zigarre zwischen den Lippen hängen hat, sein soll, weiß ich nicht.
Haben Aliens kein Mobiliar?
Der Spieler schlüpft beim Kampf gegen die Allianz in die Rolle des letzten Überlebenden eines Supersoldatenprogramms. Als Master Chief kämpft man mit Rüstung, Energieschilden und menschlichen wie Alienwaffen gegen die Allianzbrut, die mit einer Fülle von unterschiedlichen Kriegern daherkommt. Von kleinen Drohnen, den sogenannten Grunts, die in Massen auftreten, doch schnell in Panik verfallen; über die mächtigen Eliten, einer Anführerkaste der Allianz bis hin zu den Jägern, welche quasi organische Panzer sind, wird dem Spieler eine Vielzahl von Feinden entgegengeworfen. In bester Ego-Shooter-Manier ballert und prügelt der Spieler sich durch zehn lange Level, die vor allem in ihren Außenbereichen grafisch überzeugen und sehr stimmig gestaltet worden sind. Daneben sind die Explosionen der menschlichen Splittergranaten das optische Highlight des Spiels. Doch auch in den Innenräumen macht Halo dank Bump Mapping eine gute Figur; ja wäre da nicht diese Detailarmut, die die Innenarchitektur Halos noch so lange verfolgen sollte. Dass sich in den Innenabschnitten Teile der Level wiederholen, ist noch gnädig formuliert. Fakt ist, der Spieler latscht durch ellenlange Abschnitte, die einfach nur aus langen Gängen mit immer gleichen Texturen bestehen. Das machen auch noch so viel Bump Mapping und glänzende Oberflächen nicht mehr wett. Vor allem in dem großen Allianzraumschiff fragte ich mich doch, wieso so ein Schiff eigentlich nur aus Gängen besteht. Außerdem bedienten sich die Entwickler deutlich zu oft dem Backtracking und lassen den Spieler zum Ende hin sogar ganze Level nochmals durchlaufen.
Der Chief reißt es raus
Doch solche Kritikpunkte verpuffen ob des nahezu perfekten Gameplays, das auch zehn Jahre später noch viele Spieler begeistert. Nach wie vor lasse ich sehr gerne dieses Spiel in meiner Box rotieren und beende einmal mehr die Kampagne, die ich nun schon so oft beendet habe. Steuerung, Geschwindigkeit, Balance der Waffen, Grafik, Sound, die spaßige Physikengine, die dafür sorgt das lebendige Wesen sowie Leichen bei Explosionen durch die Luft gewirbelt werden; das alles verträgt sich in diesem Spiel wie in wenigen Spielen und schafft ein Spielgefühl, dass auf der Xbox seinesgleichen sucht und in meinen Augen auch von dem Nachfolger Halo 2 nicht mehr ganz erreicht werden konnte. Ach ja: Habe ich schon erwähnt, dass man auch Fahrzeuge steuern kann? Mit einem Panzer oder einem Aliengleiter, dem sicherlich bekannten Ghost, macht es gleich doppelt Spaß, die blauen Bastarde ins Jenseits zu befördern!
Doch was mich damals vor allem an Halo faszinierte, was die Tatsache, dass man praktisch nichts über die feindliche Allianz wusste. Ständig hatte man das Gefühl, einem jederzeit überlegenen Feind gegenüberzustehen. Auch die umfangreiche Anleitung hatte daran mitgewirkt: Jeder Gegnertyp und jede Alienwaffe wird beschrieben, doch wird oftmals vermerkt, dass gar nicht so viel darüber bekannt ist. Andere Informationen scheinen bloße Vermutungen zu sein. So wusste der Spieler damals gar nicht wirklich, ob die Eliten wirklich die Anführer der Allianz sind, ob man die Plasmawaffen der Aliens wirklich nicht nachladen kann oder ob die Menschen nur nicht wissen, wie. All das gepaart mit der schieren Übermacht des Feindes und dem ständigen Gefühl, der Master Chief und seine Mitstreiter seien bloß auf der Flucht, lassen die Allianz zu einer mysteriösen Macht aufsteigen, deren Bekämpfung immer für einen gewissen Nervenkitzel gesorgt hat. Auch diesem Gefühl haben die Nachfolgeteile geschadet, selbst wenn das für die Weiterführung der Handlung wohl unausweichlich war.
Apropos Handlung: Die ist wie gesagt richtig gut. Vor allem schufen die Entwickler ein glaubhaftes Universum. Nichts wirkt aufgesetzt oder nicht konsequent bis zu Ende gedacht. Außerdem sorgt eine Wende in der Mitte des Spiels für einen neuen Feind, was dem Ganzen nochmals mehr Brisanz verleiht und das Spiel noch einmal in eine andere Richtung treibt. Nach und nach wird dem Spieler bewusst, dass es doch um mehr geht, als das bloße Überleben der Crew der Autumn.
Mit dem zweiten sieht man besser!
Wer zufällig einen Kumpel sein eigen nennen darf, der zockt die Kampagne gleich kooperativ im Splitscreen und freut sich über Spielspaß x 2 und eine scheinbar überhaupt nicht herunter gerechnete Grafik. Im kooperativen Spiel ist Halo bis heute top und auf der Xbox das beste, was mir bis dato unter die Augen gekommen ist. Selbst beim zehnten Durchspielen verliert das Spiel nichts an Reiz. Vor allem die ausgeklügelte KI der Gegner sorgt dafür, dass man sich zu zweit taktische Gefechte mit einem stets überlegenen Feind liefern kann. Und wenn dann die zweite feindliche Fraktion auftaucht, die zombieartigen Flood, verkommt das Spiel zu einem puren Massaker, wobei „verkommen“ hier nicht negativ gemeint ist. Halo präsentiert sich insgesamt einfach sehr facettenreich, weshalb jedes Level eine etwas andere Herausforderung darstellt. Dank wählbarem Schwierigkeitsstufen und dem legendären „legendären“ Schwierigkeitsgrad bleibt Halo auch für Veteranen eine Kampfansage…immer und immer wieder…Abschließend sei zum Koop-Modus gesagt, das es wohl nichts Schöneres gibt, als mit einem Warthog durch die Gegend zu juckeln und Alienbastarde zu überfahren, während mein Kumpel das Bordgeschütz bedient und den blauen Säcken Saures gibt. Klar, heute hat sowas jeder Shooter zu bieten. Aber Halo erschien 2003! Und Halo war ein Pionier in Sachen „Fahrzeuge in Ego-Shootern“! Doch vor allem das Fahrverhalten der Vehikel ist und bleibt einzigartig und unerreicht. In keinem anderen Shooter hatte ich je das Gefühl, dass die Fahrzeuge so sauber und gut in die Umgebung integriert waren wie in Halo.
Und wer gleich mehrere Freunde mit eigenen Xbox’n sein eigen nenne darf, der organisiert eine Lanparty und erfreut sich an einem der besten Multiplayerspiele für die Box. Egal ob Deathmatch, Capture the Flag oder so ausgefallene Dinge wie Rennen fahren, Halo rockt! Natürlich kann man auch mit bis zu vier Spielern an einem Bildschirm gegeneinander antreten. Natürlich geht Splitscreen auch über Systemlink. Und natürlich gibt es die Fahrzeuge auch im Multiplayer.
FAZIT
Halo ist Pflichtprogramm. Punkt.