Zuerst auf dem Mega Drive im Jahr 1994 erschienen, folgte dann knapp anderthalb Jahre später die Umsetzung für das SNES aus dem Hause Interplay (Earthworm Jim).
Der Grund für die Verspätung war, dass Nintendo angeblich den Port nicht zulassen wollte , da ihnen das Spielprinzip zu anstößig war und nicht in ihr sauberes, familienfreundliches Firmenimage hinein passte.
Die Darstellung von Blut und abgerissener Gliedmaßen, wie es etwa in Mortal Kombat II der Fall war, stellten beispielsweise im Vergleich zu der Welt, in der nun Boogerman sein Können unter Beweis stellte, in diesem Zusammenhang scheinbar kein Problem dar.
Worum geht es nun also:
Der Protagonist muss in der seltsamen Dimension namens X-Krement gegen den Booger Meister mitsamt Gefolge antreten, und hat dabei eher unkonventionelle Mittel zur Verfügung.
Neben dem Hüpfen auf Gegner klassisch a la Super Mario, kämpft Boogerman wirklich mit vollem Körpereinsatz: Er kann mit einer bestimmten Menge seines Rotzes schießen, einen anständigen Rülpser loslassen, oder in die Hocke gehen und per Furz die Feinde erledigen. Wenn er zuvor rote Chili gegessen hat, ist die Wirkung dann umso intensiver.
Boogerman lässt sich generell sehr gut steuern und das ganze Spielgeschehen geht somit reibungslos und sehr flüssig vor sich. Hierbei gibt es aber einen Unterschied zum Mega Drive: Auf dem SNES bleibt es der Figur nämlich verwehrt, Objekte wie Felsen wegzurollen, da diese einfach fehlen. Kurioserweise ist aber diese Animationsphase erhalten geblieben, wenn man sich gegen eine Wand stemmt.
Zusätzlich kann er auch in Dreckhaufen wühlen, und so diverse Extras sammeln, die des Weiteren auch in Geheimräumen gefunden werden können, die durch Warp-Toiletten erreichbar sind. Neben den rein horizontalen Verläufen gibt es auch vertikale Einlagen, in denen man sich von Schleim zu Schleim schwingen muss. Wirklich unfaire Stellen gibt es so gesehen nicht, allerdings muss man manchmal einen Sprung ins Ungewisse wagen, da nicht der gesamte Levelinhalt auf dem jeweiligen Bildschirm dargestellt wird. Manchmal ist es auch etwas schwierig, zwischen Vorder- und Hintergrund zu unterscheiden, vor allem beim Springen von Ast zu Ast fällt dies auf.
In den etwas mehr als 20 Abschnitten des Spiels, die einen leichten Puzzlecharakter haben, wird man mit seltsamen, mutantenartigen Kreaturen konfrontiert, die allesamt ohne großen Aufwand bezwingbar sind. Die jeweiligen Bosse sind hierbei ebenfalls keine schwere Herausforderung, da ihre Angriffsmuster schnell durchschaubar sind.
Da der Spielumfang eher klein ist und der Schwierigkeitsgrad auf konstantem Niveau bleibt, wird man schnell zum Obermotz kommen. Das zur Verfügung stehende Passwortsystem ist trotzdem ein schöner Bonus, wenn auch nicht unbedingt notwendig.
Grafik: Boogerman hat einen charmanten Comic-Stil, und alle animierten Charaktere haben nette Details. Die Hintergründe in den Levels sind etwas platt gestaltet, in den es zumindest hier ein bisschen an Animation gibt. Interessant ist hierbei nochmals der Vergleich zum Mega Drive: Gewisse Levelelemente und Gegner tauchen nur in ihrer jeweiligen Portierung auf, sind also sozusagen exklusiv.
Sound: Die Rülpser und Fürze sind als solche absolut erkennbar und insgesamt betrachtet sind die Effekte besser als der Soundtrack selbst.
Spielspaß: Die unkonventionelle Spielidee kann leider letzten Endes nicht darüber hinwegtäuschen, dass Boogerman im Grunde genommen ein sehr konventionelles, ja sogar biederes Jump´n Run mit sehr linearem Aufbau ist.
So bleibt es schließlich abseits der Aufmachung bei einer gut spielbaren Superheldenparodie, die ihre Grenzen in Punkto Anstößigkeit bewusst nicht überschreiten will bzw. darf.
Boogerman hatte dann später auch nochmal einen Gastauftritt auf dem Nintendo 64. Hier tritt als freischaltbarer Kämpfer in Clayfighter 63 1/3 in Erscheinung, und es gibt zwischem ihm und dem ebenfalls mitwirkenden Earthworm Jim als Insidergag eine Art Minirivalität.